Kira Walter - Junge Unparteiische im Mittelpunkt der neuen Schiedsrichter-Aktion

„Der Schiedsrichter lernt auch noch“: Die neue Initiative des Fußballkreises soll für einen besseren Umgang mit Unparteiischen sensibilisieren. Junge Referees wie Kira Walter vom TSV Weyhe-Lahausen, die jetzt ihr Debüt an der Pfeife gab, stehen im Mittelpunkt der Aktion.

Bassum – Das Spielfeld sieht – gemessen am miesen Wetter – erstaunlich gut aus. Kira Walter hat nach der Platzabnahme nichts zu meckern. Auch die Kontrolle der Spielerpässe arbeitet die 16-Jährige schnell und komplikationslos ab. „Einen blöden Spruch gab es – mehr aber nicht“, verrät die junge Fußballschiedsrichterin kurz vor dem Anpfiff. Nun gut, ganz ohne Kommentar wäre es im Meisterrundenduell der pubertierenden C-Jugend-Kicker zwischen dem TSV Bassum II und der JSG Mörsen/Marhorst/Twistringen II wohl gar nicht gegangen. Kira Walter kann das äußerlich nichts anhaben, trotzdem ist an diesem Nachmittag einiges anders.

Einige Offizielle schauen bei Walters Debüt zu

Erstens leitet die junge Unparteiische in wenigen Minuten ihr erstes Spiel – „jedenfalls mein erstes offizielles“, ergänzt die Aktive vom TSV Weyhe-Lahausen. Bei Jugendpartien, für die noch kein neutraler Referee angesetzt wird, hat sie schon gepfiffen. Nun aber steht ihr „richtiges“ Debüt an – und obendrein sehen noch einige Offizielle zu: Kreisvorsitzender Andreas Henze, Kreisjugendausschuss-Chefin Daniela Müller, Kreisschiedsrichterobmann Nico Harzmeier und Tim Otto, selbst Oberliga-Referee und Mitglied des Lehrausschusses, sind zum TSV gekommen.

Initiative soll für besseren Umgang mit Nachwuchs-Schiris sensibilisieren

„Für Kira ist es ein besonderer Tag, weil sie heute erstmals die Perspektive wechselt – von der Fußballerin zur Schiedsrichterin“, erklärt Otto – und fügt ein „Gott sei Dank“ an. Danach erklärt er den Spieler-Eltern vor der Tribüne das neue Projekt des Fußballkreises mit dem Titel „Der Schiedsrichter lernt auch noch“. Die Initiative soll für einen besseren Umgang mit Nachwuchs-Schiris sensibilisieren. „Genau so, wie eure Kinder das Fußballspielen lernen“, müsse auch der Schiedsrichter seine Erfahrungen sammeln dürfen. Da dürfe niemand erwarten, „dass er gleich alles richtig macht – nur, weil er schon ein Schiri-Trikot trägt. Oder würdet ihr nach einer vergebenen Torchance von außen reinrufen: Hör auf mit dem Fußball, du Blindfisch?“, fragt Otto in die Runde.

Unter einigen scheinen die Worte anzukommen. Ein anderer Zuhörer tippt während der Ansprache jedoch gerade etwas ins Smartphone, eine Mutter hört gebannt eine Sprachnachricht ab, ein älterer Herr gähnt ausgiebig. Im Großen und Ganzen aber läuft die Aktion, wie Harzmeier es sich vorgestellt hatte. Denn mit der Initiative will er die jungen Referees nicht verlieren: Die Zahl der neu ausgebildeten Schiedsrichter sei „nicht das Thema, sondern, dass sie uns über einen längeren Zeitraum erhalten bleiben“. Meckereien oder gar Übleres bergen hingegen die Gefahr, dass Jugendliche schnell wieder aufgeben.

Kira Walter hat seit September ihren Schiedsrichterausweis in der Tasche – nach der mit null Fehlern bestandenen Prüfung zum Ende des Anwärterlehrgangs. Dafür gibt’s Applaus von den jungen Kickern und den umherstehenden Erwachsenen.

Kommunikation via Headset mit Tim Otto auf der Tribüne

Nun aber wird es ernst – und sie leitet überzeugend. Gleich in der ersten Minute entscheidet sie auf ein Foul, niemand reklamiert. Danach lässt sie viel laufen, bewegt sich gut entlang der für Schiedsrichter am besten geeigneten Diagonale. Gelegentlich kommuniziert sie via Headset mit Tim Otto auf der Tribüne. Der ebenfalls für Lahausen pfeifende Referee ist Koordinator des Patensystems, das der Fußballkreis vor einigen Jahren eingeführt und das bereits Früchte getragen hat. Die Idee: Erfahrene Schiedsrichter begleiten Neulinge zu ihren ersten Spielen, geben Tipps und stehen bei strittigen Situationen zur Seite. „Über das Headset geht es nicht um jede Entscheidung, aber vielleicht um Ratschläge zu den richtigen Laufwegen und zum Stellungsspiel“, schildert Harzmeier.

Wenig Redebedarf gibt’s beim ersten Tor: Ein Mörsener Freistoß schlägt im oberen Eck ein, das vorangegangene Foul hatte ebenfalls niemand kommentiert. Am Ende geht die Partie 2:2 aus. Schiedlich-friedlich, ohne Gelbe Karten.


Autor: Cord Krüger