Das sind die Vor- und Nachteile der gemeinsamen Ligen der Kreise Diepholz und Nienburg

Der Zusammenschluss erfolgte vor knapp zwei Jahren, Zeit für eine Bilanz: Wie bewerten Verantwortliche und Betroffene die gemeinsamen Ligen der Fußball-Kreise Diepholz und Nienburg für die A-, B- und C-Junioren?

Diepholz – Seit knapp zwei Jahren spielen die A-, B- und C-Jugend-Fußballer der NFV-Kreise Diepholz und Nienburg in gemeinsamen Kreisligen und -klassen. Die rückläufigen Mannschaftzahlen waren der Hauptgrund für den Zusammenschluss, den es im Mädchenbereich bereits seit längerem gibt. Die beiden Kreisjugendausschüsse (KJA) passten die Anweisungen für den Spielbetrieb entsprechend an und organisieren aktuell in der zweiten Saison die Spielpläne der betroffenen Klassen. Wie bewerten die Clubs und der gemeinsame KJA die neue Konstellation?

„Der Zusammenschluss war eine gute Sache, denn nun haben unsere Jungs viel mehr Abwechslung, spielen nicht immer nur gegen die gleichen Gegner und sehen auch mal andere Sportplätze“, schildert der Stuhrer C-Jugendtrainer Christian Deters. Der Nienburger KJA-Vorsitzende Stefan Dieckmann ergänzt: „Die Teams spielen zwar im Kreis, aber eigentlich ist diese Konstellation eine Spielbasis auf Bezirksebene, wodurch letztlich auch der Leistungsgedanke gefördert wird.“

Weitere angenehme Randerscheinung – gerade für die Nienburger Vereine: Auch in den wetterkritischen Jahreszeiten können mehr Spiele stattfinden, denn während es im Kreis Nienburg aktuell nur einen nutzbaren Kunstrasenplatz gibt, ist der Nordkreis Diepholz davon gespickt, sodass sich die Zahl der Spielabsagen insgesamt verringert hat.

Zu den negativen Aspekten zählt Dieckmann „die Entfernungen“. Das bestätigt Deters: „Wenn wir von Stuhr nach Rehburg fahren, sind wir fast eineinhalb Stunden unterwegs, was gerade bei Wochentagsspielen für C-Jugendliche sehr problematisch werden kann, die dann erst gegen 22.30 Uhr zu Hause wären.“

Doch diesen Vorwurf relativiert Dennis Hammer, selbst Trainer der C-Jugend beim TSV Bassum und im KJA Staffelleiter der B-Jugend: „Wenn die Wetterlage so problematisch ist, dass wir um Wochentagsspiele nicht herumkommen, versuchen wir Spiele zwischen weit entfernten Mannschaften zu vermeiden.“ Andernfalls „sind wir als KJA sehr kulant, wenn die Vereine sich einig sind und andere Lösungen vorschlagen“.

Und sein KJA-Vorsitzender Dieckmann ergänzt: „Wir nehmen diese Probleme auf und lernen auch aus unseren Fehlern. So überlegen wir derzeit, den Clubs beim Staffeltag am 22. Februar auf Kreisklassenebene regionale Spielrunden vorzuschlagen, die kreisübergreifend, aber eben mit kürzeren Fahrtwegen behaftet sind.“ Der Kreisligabereich soll davon unberührt bleiben, da hier der Leistungsgedanke eine tragende Rolle spielt.

Selbst wenn die positiven Aspekte überwiegen, sind sich alle Befragten einig, dass eine Zusammenlegung von Kreisen nur ein Herumdoktern an den Symptomen ist, die Ursachen aber nicht beseitigt werden. Kai-Christian Siemering, Jugendleiter des FC Sulingen: „Die Demografie lügt nicht, die Anzahl der Spieler wird ja nicht mehr, sondern die Geburtenraten gehen weiter zurück. Wir müssen also versuchen, die vorhandenen Spieler zu behalten“, spricht Siemering das „Abwanderungsproblem“ gerade im Übergangsbereich der C- zur B-Jugend an.

Gefordert seien hier laut Dieckmann vor allem die Vereine, die attraktive Rahmenbedingungen schaffen müssten. Während Deters hier auch das Thema der offensiven Werbung für den Jugendfußball anspricht, denken Hammer und Dieckmann über eine breitere Ausnutzung des Zweitspielrechts nach. „So könnte ein Junge, der jetzt in der Landesliga spielt, vielleicht noch gelegentlich bei seinem Heimatverein mitkicken und damit auch seine Kumpel dort motivieren, weiterzumachen“, so die KJA-Mitglieder.

Am Donnerstag wollen sich die Funktionäre mit den Vereinsvertretern austauschen und überlegen, wie man den A- bis C-Jugendfußball wieder motivierender und vor allem personalgewinnender gestalten kann. Denn klar ist: Sollte sich die Zahl der Mannschaften weiter reduzieren, kann man nicht alle paar Jahre mit weiteren Kreisen fusionieren.

Bildtext: Weite Fahrten für Jugendliche unter der Woche versucht Staffelleiter Dennis Hammer (links), selbst Jugendtrainer, zu vermeiden. Er erkennt einen höheren Leistungsgedanken: Stefan Dieckmann sieht die Kooperation mit dem Kreis Diepholz bei den Junioren positiv.


Autor: Jörg Beese | Kreiszeitung