Das Ende der „Franz-Meyer-Festspiele“

Kult-Schiedsrichter nach 42 Jahren verabschiedet / Einmal in Pfennigen ausbezahlt

Heiligenloh – Es war alles angerichtet: Für seinen letzten Auftritt nach 42 Jahren als Schiedsrichter hatte sich Franz Meyer vom SV Marhorst ein Heimspiel beim TV Heiligenloh gewünscht, „weil ich mich hier immer besonders wohlgefühlt habe“. Trainer Simon Bellersen und sein Team aus der 3. Kreisklasse Mitte fühlten sich geehrt, die Heiligenloher richteten alles mit Herzblut her – von einer Ehrentribüne für Meyers Frau und Familie über einen FoodTruck mit Hot Dogs und mehr bis zur Musik. Und vor der Partie am Sonntag gegen die SG Staffhorst/SBS Kickers II erwartete den 79-Jährigen ein großer Bahnhof mit einigen Laudatoren zum Abschied: Der Fußballkreis-Vorsitzende Andreas Henze dankte Meyer ebenso aufs Herzlichste wie Kreisschiedsrichterobmann Jan-Eike Ehlers, Staffelleiter Martin Wolle und Peter Tegeler als Vorsitzender des SV Marhorst. Oliver Haalck als Chef der Schiedsrichter-Vereinigung überreichte ihm die goldene Ehrennadel dieses Gremiums.

„So einen Ruf hat nicht jeder“, wusste Ehlers: „Wenn man die Jungs aus den Kreisklassen oder sogar ihre Väter fragt – fast alle kennen Franz. Schiedsrichter wie dich haben wir leider viel zu wenige“, verdeutlichte der Sudweyher: „Dich konnte man am Sonntag um 11 Uhr anrufen, ob du einspringen kannst, und um 12 Uhr hast du dann gepfiffen.“

Allerdings sollten die Sportplätze bitteschön nicht allzu weit von Marhorst entfernt liegen – denn der rüstige Senior fuhr seine Einsatzorte stets mit dem Fahrrad an. Wie auch am Sonntag vor seinem Ausstand in Heiligenloh.

Klar habe es auch mal unschöne Szenen in seiner langen Laufbahn gegeben, erinnerte sich der Routinier. „Aber nur ein einziges Spiel musste ich abbrechen, als ich in Mörsen tätlich angegriffen wurde. Und beim SV Osterbinde hat man mir meine Spesen in Pfennigstücken ausbezahlt – die habe ich aber nicht angenommen.“ Dafür bekam er allerdings Jahre später in Osterbinde auch mal fünf Euro mehr.

Staffelleiter Wolle bezeichnete Meyer als „Kultfigur der Kreisklassen. Und wenn du angesetzt warst, haben sich bei uns alle gefreut“, schilderte das Gründungsmitglied von AS United: „Denn du bist immer mit einem Lächeln angekommen und einem Lächeln gefahren.“ Im Kicker-Jargon hießen solche Tage „Franz-Meyer-Festspiele“, berichtete Wolle.

Bellersen und sein Kapitän Tobias Matzat überrreichten neben Blumen einen TV-Heiligenloh-Wimpel als Erinnerung: „Du wirst immer ein gern gesehener Gast bei uns bleiben“, betonte der Coach. Tegeler hatte für Meyers Frau ebenfalls einen Blumenstrauß parat. Sie hat ihren Gatten nun öfter als bisher an den Wochenenden um sich – aber nicht immer, wie der Referee verriet: „Bei meinem SV Marhorst werde ich noch ein paar Oldie-Spiele pfeifen.“

Jenem Club, dem er nur für eine Saison untreu geworden war – als er zwischenzeitlich mal beim TSV Drentwede anheuerte. „Aber das ist lange her“, relativierte der Unparteiische. Auch Tegeler sah es als verjährt an.

Quelle: Kreiszeitung


Autor: Cord Krüger